Gedichte
Neuerscheinung zur Leipziger Buchmesse 2018
Gedichte. Ludwigsburg, Pop Verlag, 2018. 100 Seiten, broschiert. ISBN 978-3-86356-209-0. Euro 16, 50
Neigung
Mit zwanzig Grad Neigung voran,
behütet vom Schirm der Mütze
vor jeder zweiten Flocke im Wind,
der, wie Winde so sind, von vorne
kommt, nicht treibt, sondern hindern
will und den Blick vertränt - welch
ein Glücksgefühl: Unsehend zu sein,
bei offenen Augen, fühlend im Schnee.
Jürgen Brôcan schreibt:(Wir haben) mit Martens einen erstklassigen Lyriker, jemand der eine sichere, eigene Sprache hat... Ein Schatz.
Harald Loch schreibt:Mit ungeheurer Neugier stellt sich Martens den Betrachtungen aus der Sterblichkeit, denn „es gibt immer etwas zu erzählen, / immer ist etwas neu“, daraus schöpft er in subtilen Variationen der Form, des Tons, klug, aufmerksam, auf Teilnahme bedacht.
Stefanie Golisch schreibt:Immer geht es Klaus Martens um die lyrische Form und den Gehalt seines Gedichts . . . Form und Inhalt fühlt er sich gleichermaßen verpflichtet. Nie schlägt ein „toller Vers“ aus Übermut seine Funken aus Sinnlosem. Nie kommt ein kluger Gedanke ohne den abwechselnd genommenen Schwung der Poesie daher. . . . Alle Gedichte des Klaus Martens gehorchen dem lyrischen Prinzip, Wichtiges schön auszudrücken. Das tut beim Lesen gut, stimmt nachdenklich und heilt im Vers auch manchen trüben Sinn. Liest man die Gedichte nacheinander, verblüfft einen die leise Vielfalt der Töne, die variable Form, der Gedankenreichtum, das gut Beobachtete und trefflich Verdichtete. Wer sich einliest, findet Humor und Ironie, wer sich einlässt, wird nicht sich nicht verlassen vorkommen – ein Kleinod für den Lyrikfreund!
Christoph Schreiner schreibt:Diese erhöhte Aufmerksamkeit für innere, häufig fast unsichtbare Zusammenhänge ist es, was Klaus Martens Gedichte im Innersten verbinden und sie so zu einem sinnvollen Ganzen fügen: einer melancholischen, aber doch nicht hoffnungslosen Hommage an den nach bestem Wissen und Gewissen geführten Lebenskampf, wie Thomas Mann es einmal formulierte.
„Es spricht für den Lyriker Martens, dass er sich nicht in einen Schublade stecken lässt und er andererseits nicht meint, zu allem etwas sagen zu müssen. Mit Worten kämpft er allenthalben gegen Flachheit und Abstumpfung. Er trotzt der Selbstvergessenheit und deren Waffen ... Ein Höhlenforscher ist dieser Martens, der weiß, dass man lange graben muss, um das Ich und seine Empfindungswerkzeuge wieder freizulegen. Wie heißt es in einem der schönsten Gedichte („Speleologe“)? „Doch irgendwann / wird Licht hineingetragen, wird Verstecktes / aus dir heraus gegraben, gedreht und untersucht, / geflickt oder so belassen, wie es ist, dort drinnen, / in der Spelunke, wo du geborgen warst.“